Traumatisierte Soldatin braucht dringend ihren Assistenzhund

23.6.2025
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8 Minuten. Von: Liv Sachisthal. Foto: © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Ihre Stimme stockt, wenn sie darüber spricht: Die Bedrohungslage, die Feindseligkeit, die Todesangst … Susanne Schäske war als Fachkrankenschwester der Bundeswehr in Afghanistan. Bei einem Einsatz 2005 wird sie hinzugeholt, um ein einheimisches Mädchen zu versorgen, das vor den Konvoi gelaufen ist, sich verletzt hat.

Plötzlich wird die Situation in Afghanistan lebensbedrohlich

Plötzlich kippt die Situation und wird zur mutmaßlichen Falle für Schäskes Team. Es droht eine Eskalation mit körperlichem Angriff durch die Einheimischen bis hin zu einem Sprengstoff-Anschlag – alles scheint möglich. In Sekundenschnelle entscheidet die Soldatin, die Aktion vor Ort abzubrechen, die Verletzte gemeinsam mit ihrem Vater in den Sanitätspanzer einzuladen, um die Versorgung im eigenen Lager vorzunehmen.

Die Situation zählt zu einer von mehreren, die in „Flashbacks“ wieder und wieder vor dem inneren Auge der 45-Jährigen ablaufen, sie um den Schlaf bringen. Für andere Ereignisse, wie bei Einsätzen im Kosovo und in Mali, die mit dem „Tod von anderen und dem eigenen Überleben zu tun haben“, findet sie keine Worte.

Susanne Schäske leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung

Posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS, nennen Psychologen das Syndrom, das als verzögerte psychische Reaktion auf ein extrem belastendes Ereignis auftritt. Bei Susanne Schäske zeigt sich die Störung – zurück in Deutschland – zunächst in Konzentrationsschwierigkeiten, Wahrnehmungsveränderungen und dem sogenannten „Kriegszittern“, später in schweren Depressionen. „Ich konnte wochenlang die Wohnung nicht mehr verlassen, habe 23 Stunden am Tag geschlafen“, sagt die Rahlstedterin. An ihre Arbeit im heimischen Bundeswehrkrankenhaus ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu denken.  

Eine Assistenzhündin wird zur Begleiterin und Helferin

Es folgen drei stationäre und mehrere ambulante Therapien, Antidepressiva, weitere Medikamente. Die Frau, die zur Bundeswehr gegangen ist, „um anderen Menschen zu helfen“, fragt sich jetzt, was ihr helfen kann. Bei den Recherchen stößt sie auf RehaAssistenzhunde-Deutschland e.V., einem Verein in Cammin in Mecklenburg-Vorpommern, der unter anderem Hunde zur Unterstützung von PTBS-Betroffenen ausbildet. Noch im selben Jahr wird dort eine goldgelbe Labrador-Hündin für sie ausgewählt und speziell für Schäskes Bedarfe geschult.

Labrador-Hündin Amy ist speziell für Susanne Schäskes Bedarfe geschult.© FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Im März 2024 zieht Amy bei ihr ein, wird ihre stetige Begleiterin – egal ob beim Einkaufen oder im Büro für Medizincontrolling im Krankenhaus, Schäskes neuen Arbeitsplatz. Amy spürt oft vor ihrem Frauchen, wenn sich das Befinden verschlechtert, bringt dann eine Wasserflasche oder die Notfallbox. Wenn Schäske innerlich abdriftet, stupst Amy sie an, holt sie zurück in die Gegenwart. In Menschenansammlungen hält sie den Raum um ihr Frauchen frei. Die Wirkung der Hündin ist unbezahlbar. „Ich habe dank Amy sogar meinen Beschützerinstinkt wieder“, sagt die Soldatin. „Sie ist mein Leben.“

Es fehlen noch 5000 Euro, um die Ausbildungskosten der Hündin zu bezahlen

Die Kosten für die voll ausgebildete Assistenzhündin belaufen sich auf 35.500 Euro, von denen Schäske den Großteil aufgebracht hat. Dass Amy bereits vor Begleichung des vollen Betrags zu ihr kommen durfte, liegt am Grundverständnis von RehaAssistenzhunde. Astrid Ledwina, erste Vorsitzende des Vereins, sagt: „Dankbarkeit muss sich in konkretem Handeln zeigen, gerade gegenüber den Frauen und Männern, die in den Dienst unseres Landes getreten sind – und häufig mit seelischen Wunden zurückkehren.“ Um die restlichen 5000 Euro für Amy abzahlen zu können und damit Susanne Schäske zu entlasten, bittet Hamburger Abendblatt hilft e.V. um Spenden.

Die kleine Leni benötigt einen Assistenzhund, der ihr im Alltag hilft

Auch in einem weiteren Fall möchte der Abendblatt-Verein mit 5000 Euro unterstützen und ruft zur Mithilfe auf. Es handelt sich um die kleine Tierliebhaberin Leni aus Bardowick bei Lüneburg. Die Zehnjährige kann Hunderassen auf mehrere Hundert Meter unterscheiden.

Die Zehnjährige hat eine spinale Muskelatrophie, wird nach und nach bewegungsunfähig

Leni lebt mit spinaler Muskelatrophie. Die genetische Erkrankung, bei der sich die Muskulatur nach und nach bis zur Bewegungsunfähigkeit abbaut, wird bei ihr mit 16 Monaten festgestellt – für die Eltern Sascha und Jessica Lange ein Schock. Ihre Tochter hatte sich im ersten Lebensjahr ganz normal entwickelt, doch bei den ersten Versuchen, zu stehen, fällt das Kleinkind immer wieder hin, weint. Nach Tests beim Kinderarzt und einer Klinik in Hannover steht die Diagnose. Die ersten Monate danach sind für die kleine Familie mühsam und großen Ängsten verbunden. Dann kommt ein mRNA-Medikament auf den Markt, von dem Leni, seit sie zweieinhalb Jahre alt ist, stark profitiert. Die Spritzen sorgen nicht nur für einen Aufschub der Symptome, Leni macht sogar Fortschritte! An der Hand kann sie mittlerweile sogar mehrere Schritte gehen.

Leni Lange benötigt für den Alltag einen Assistenzhund. Sie hat sich mit ihrem Vater Sascha auf die Suche nach einem geeigneten Hund gemacht.© privat | Privat


Im Alltag ist Leni jedoch auf den Rollstuhl angewiesen. Sie kann ihre Hände benutzen, spielt Klavier und Flöte und besucht die vierte Klasse der inklusiven Grundschule im Ort. Zudem zeigt die Einser-Schülerin großes Durchhaltevermögen und hat sogar das Seepferdchen-Abzeichen in drei Jahren Schwimmkurs geschafft.

Leni hat Angst vor Menschenmassen, der Hund soll sie beschützen und Türen aufmachen

Doch ihre Welt ist verletzlicher, als sie scheint. Nach einem Unfall, bei dem ein fremder Mann über sie stürzte, hat Leni Angst vor Menschenmengen. Veranstaltungen, auf die sie sich früher gefreut hat, meidet sie inzwischen. Deswegen haben sich die Eltern, beide Verwaltungsbeamte, die in Teilzeit arbeiten, auf die Suche gemacht nach einem Assistenzhund. Dieser soll Leni im Alltag begleiten, Gegenstände aufheben, Türen öffnen, beim Anziehen helfen.

Die Kosten für den Hund und die Ausbildung können die Eltern nicht alleine tragen

Vor allem aber würde er Raum schaffen – buchstäblich und innerlich. „Ein bisschen Angst haben wir auch vor der Pubertät“, sagt ihr Vater Sascha mit Blick auf seine sonst oft lebensfrohe Tochter. „Von anderen Fällen wissen wir, dass dann manchmal Gefühle von Traurigkeit und Einsamkeit entsteht, wenn andere Jugendliche ein freieres Leben führen können.“  

Der Abendblatt-Verein sammelt Spenden für einen Assistenzhund für Leni.© privat | Privat

Die Eltern bringen einen Eigenanteil für die hohen Ausbildungskosten des Hundes auf, aber einen Großteil können sie sich finanziell nicht leisten, sondern müssen sie über Spenden einholen. Vor diesem Hintergrund hat sich die Familie bei der Organisation Apporte e.V. beworben. Der gemeinnützige Verein aus Hannover, der Menschen mit Assistenzhund-Bedarf bei der Spendensuche unterstützt, arbeitet eng zusammen mit „Partnerhunde Österreich“. Dort wird bereits nach einem passenden Labrador, Golden Retriever oder Wasserhund für Leni gesucht, um diesen speziell auf Lenis Bedürfnisse hin auszubilden. Bevor Leni ihren Hund in die Arme schließen und ihn mit nach Bardowick nehmen kann, wird sie mit ihren Eltern gemeinsam an einer zweiwöchigen Intensiv-Schulung in Österreich teilnehmen.

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Die kleine Kämpferin kann es jetzt schon kaum erwarten und sagt: „Mit einem Assistenzhund wird mein größter Traum wahr. Er wird mir im Alltag helfen und mir Mut machen, wenn ich Angst habe. Und ich und ich weiß schon jetzt: Er wird mein allerbester Freund!“

Hier können Sie für die Assistenzhunde spenden:

Hamburger Abendblatt hilft e.V. bittet für beide Fälle um Spenden unter dem Stichwort „Assistenzhund“.
Spendenkonto bei der Haspa, IBAN: DE25 2005 0550 1280 1446 66.
Wenn mehr Spenden eingehen als benötigt, werden sie für ähnliche Fälle eingesetzt.